Interkantonales Labor (Amt für Lebensmittelkontrolle und Umweltschutz, ALU), ab 2000 : Handakten von Kantonschemiker Roger Biedermann.
Titel
Interkantonales Labor (Amt für Lebensmittelkontrolle und Umweltschutz, ALU), ab 2000 : Handakten von Kantonschemiker Roger Biedermann.
Signatur
DI 35
Stufe
Bestand
Entstehungszeitraum
1938 - 2009
Bestandsgeschichte
Beim vorliegenden Bestand handelt es sich um die Handakten von Dr. Roger Biedermann welcher in zwei Tranchen am 9. Oktober 2006 und am 4. September 2012 abgeliefert wurde. Er umfasst einerseits die Tätigkeit von Biedermann für das Kantonale Laboratorium, spätere Interkantonale Labor, andererseits seine politischen Aktivitäten für die SPS. Daneben sind einige wenige Unterlagen von seinen Vorgängern als Kantonschemiker Dr. Ernst Müller und Dr. Hans Rudolf Strauss sowie seinem Parteikollegen Regierungsrat Dr. Erwin Hofer vorhanden.
Biedermann hat die Unterlagen selbst geordnet und an das Staatsarchiv abgeliefert. Die Akten wurden zum grössten Teil übernommen, nur Sekundärliteratur und publizierte Berichte wurden kassiert.
Verwaltungsgeschichte
Dr. Roger Biedermann, geboren am 14. März 1940, wuchs in Altstätten SG auf. Nach der Matura in St. Gallen studierte er Agrotechnologie an der ETH und schrieb seine Dissertation zum Thema "Der Einfluss von Art und Menge des Futterfettes auf den Verlauf des Fettstoffwechsels bei der Legehenne und auf die Zusammensetzung des Eierfettes". Nach der Assistenzzeit von 1965 bis 1969 am Institut für Tierernährung an der ETH und als Stellvertretender Produktionsleiter der Knorr Nährmittel AG in Thayngen, kam Biedermann 1972 als Nachfolger von Kantonschemiker Dr. Hans Rudolf Strauss an das Kantonale Laboratorium. Mit einem zusätzlichen Studium erlangte er drei Jahre später das Lebensmittelchemikerdiplom.
Bereits an der ETH entdeckte Biedermann sein politisches Interesse, beteiligte sich an der Studienreform 1968 der ETH Zürich und trat 1970 der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SPS) bei, wo er primär auf eidgenössischer Ebene wirkte und in den Achtzigerjahren Mitglied der Geschäftsleitung der SPS war. Zudem war er im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Umweltschutz (SGU). Die Trennung seiner politischen Aktivitäten mit seinen Aufgaben als Kantonschemiker sind nicht immer klar zu trennen, weswegen die folgenden Ausführungen thematisch erfolgen.
Für die SP Thayngen engagierte er sich bei der Schaffhauser Schulreform 1972. Mit seinem Hintergrund als Kantonschemiker setzte er sich aber mehrheitlich für Umweltschutzthemen ein. Er schrieb für die Umweltschutzorganisationen WWF, Pro Natura und SGU am "Biozid-Report Schweiz" mit, welcher 1984 veröffentlicht wurde. Angesichts der Ende der Siebzigerjahre akut werdenden Nitratproblematik in den Lebensmitteln erarbeitete er mit Mitautoren den "Bericht über Nitrat im Trinkwasser: Standortbestimmung 1985". Umfassender wurde 1993 der "Stickstoffhaushalt der Schweiz" angegangen. In der Folge wurde er auf bundesrätlichen Wunsch zum Vorsitzenden der Projektgruppe Stickstoffhaushalt Schweiz und entwickelte die "Strategie zur Reduktion von Stickstoffemissionen" 1996. In Schaffhausen arbeitete er ab den 1980-er Jahren über 20 Jahre lang an einer Nitratreduktion im Grundwasser im Klettgau (Klettgaurinne).
Die Lebensmittelsicherheit war ebenfalls ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit. Er arbeitete am Schweizerischen Lebensmittelbuch in den 1970er und 1980er Jahren mit. Roger Biedermann hat über verschiedene Themen (Biologische Landwirtschaft, Wein, Stickstoff, Energie) publiziert und war in zahlreichen Expertengremien aktiv: Eidg. Kommissionen für AC-Schutz, Eidg. Gewässerschutzkommission, Fachkommission für Umwelttoxikologie, OcCC (Beratendes Organ für Fragen der Klimaänderung, eingesetzt vom EDI und dem UVEK), NFA usw.
Als die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Glarus nach dem revidierten Lebensmittelrecht die Lebensmittelkontrolle neu organisieren mussten, wurde Roger Biedermann von den Regierungen dieser Kantone zum Kantonschemiker gewählt. So wurden die Grundlagen für das ab 1996 tätige und noch heute bestehende Interkantonale Labor mit Sitz in Schaffhausen gelegt.
Von Ende 1999 bis 2003 präsidierte er die Konferenz der Vorsteher der Umweltschutzamtsstellen der Schweiz (KVU) deren Mitbegründer er 1998 war. 1999 bis 2005 war er Co-Vorsitzender der Bodensee-Agenda 21 der IBK.
Nach 33 Jahren trat er zwar als Kantonschemiker 2005 in den Ruhestand, ist aber weiterhin für eine ökologische Landwirtschaft und die Entwicklung des Klettgaus aktiv.
Schutzfristdauer
100 Jahre
Physische Benutzbarkeit
Teilweise gesuchspflichtig
Schutzfrist
100 Jahre