Editionstext
Mommsen 103. Ordnungsbrief («Bundbrief») des Herzogs Leopold über Ratsbesetzung, Gerichte, Steuer, Zoll und Salzverkauf, Ratsverfügungen, Arrest, Verbot fremder Gerichte, Eigenleute, Geleite, Stadtfrieden
1375 Juli 8. Schaffhausen
Wir Lu'polt, von gots gnaden herzog ze Oesterich, ze Styr, ze Kernden und ze Krain, herre uf der Windischen Marich und ze Portenow, graf ze Habspurg, ze Tyrol, ze Phyrt und ze Kyburg, marggraf ze Burgow und lantgraf ze Elsazze, veriehen und tuon kunt offenlich mit disem brief, als sich zwischen unsern getru'wen, lieben, den edeln lu'ten und der gemeinde ze Schafhusen grozz stoezz und misshel erhebt hatten und uns beide teil vast batten und anruoften, wie wir soelich vintschaft und krieg, daz icht mer gebresten da von keamen, gneadiklich geruochten understan, davon sin wir flizziklich daru'ber gesezzen, und mit guoter vorbetrachtung und nach wisung unserer herren reat und andrer unsrer getru'wn, der die zit vil bi uns waren, haben wir der egenanten statt ze Schafhusen soelich ordnung gegeben und gemacht, als hie nach an disem brief geschriben stat.
[1.] Des ersten sin wir uberein komen, daz des grozzen rates hie ze Schafhusen nicht mer sin sullen denn sechs und drizzig, achzehen von den edeln und achzehen von der gemeinde, die ye von sand Johans tag ze sungichten uf ein jar beliben sullen, und welichs jars man den grozzen rat setzet, so sol unser lantvogt, wer der ist, ye ze sungichten hie sin mit zwein unsers gesworn rates, die zwen von den edeln und zwen von der gemeinde, die si guot dunket, und einen schultheizzen, oder wer hie an unsrer stat ist, zuo in nemmen, dieselb denn gewalt habent, den grozzen rat ze setzen aber uf ain iar, mit sechs und drizzigen, als vor geschriben stat. Moecht aber ein lantvogt selber her nicht komen, so sol er drye unsers gesworn rates an siner stat her senden, die sullen denn den rat wandeln und besetzen, als da vor bescheiden ist. Und welhe in us dem alten rat gevallent, die mu'gen si beliben lazzen; welhe in aber darzuo nicht gevieln, die mu'gen sie verkern. Welichs iars ouch dheiner derselben sechs und drizziger von dem grozzen rat abgieng oder sust unnutz wurde, an welhem teil das wear, so sol der schultheizz, oder wer hie unser stat haltet, zwen von den edeln und zwen von der gemeinde zuo nemen, und welhen si an des stat, der abgangen oder unnutz worden ist, nement, der sol an des selben stat zuo dem rat gesetzt und genomen werden, ein edler von den edeln, ein gemeiner von der gemein.
[2.] Darnach setzen wir, daz des kleinen rates hie ze Schafhusen nicht mer sin denn sechzehen, acht von den edeln und acht von der gemeind, von einem teil gelich als vil als von dem andern. [3.] Denselben reaten, grozzen und kleinen, verbieten wir ratmiet und schenkung, daz si die nicht nemen und in die niemant gebe, das ouch ir ieglichem sol in sinem eyd gegeben werden, wenn er den rat sweret und darzuo genomen wirdt. [4.] Darnach meinen wir und wellen umb das gericht, da sol man zwelf us dem grozzen rat zuo setzen, sechs von den edeln und sechs von der gemeinde, und was fu'nftzehen mark trifft oder darunder, darumb sullen si das recht uf den eyd sprechen under den louben; was aber daru'ber ist, das sol fu'r den grozzen rat komen. [5.] Umb all freavel und anleg sol yetweder teil gelich da haben, und der schultheizz oder wer unser stat haltet, sol uberman sien. [6.] Denn umb die rechnear wellen wir, daz man einen von den edeln und einen von der gemeind darzuo neme, und wer an unsrer stat ist, der sol uberman sien.
[7.] Wenn man aber stuer oder ander gemein gelt uf die stat legen wil, darzuo sol man nemmen dry von den edeln und dry von der gemeind. Darzuo wellen und setzen wir, wer bi viertzig marken oder daruber hat, daz der stu'r gebe bi der markzal; wer aber darunder hat, der sol stu'ren nach erkantnu'zz der, die darzuo gesatzt sind und darumb gesworn habent an alles gevearde.
[8.] Wir hetten ouch den zol und den gewin von dem saltz ze Schafhusen geantzlich zuo unsern handen getzogen und genomen von des guotes wegen, das der stat ward von den Lampartern oder Kouwertschin, die in derselben statt sazzen, uber das, daz si unser trostbrief hatten. So haben wir doch von sundern gnaden denselben zol und den gewin von dem saltz halben gelazzen der gemeinen stat daselbs ze Schafhusen, also daz unser amptlu't und die reat ze Schafhusen denselben zol und das saltz ye besetzen sullent, als es uns und der statt ze Schafhusen aller nutzlichest sey.
[9.] Ouch ornen und wellen wir, wes die reat ze Schafhusen oder der merer teil umb soelich sache, die an si bracht werdent und die si angehoerent, uberein koment, daz es dabi belib an alles geveard. [10.] Niemant sol hie den andern verbieten, er sie im denn schuldig oder sin bu'rge worden, oder er hab es mit dem rechten uf in erklegt. [11.] Welich lu't korn hie ze kasten schuttent, die und dasselb korn sol niemant hie verheften, si sin uf dem weg herin oder hin us ze varen. [12.] Welich hie gesezzen sind, die sullent hie gen einander recht nemmen und niemant den andern in froemd gericht ziehen, es wear denn mit dem rechten erteilt, usgenomen geistlichen sachen, darumb sol man recht suochen und nemmen, dahin die selben sach gehoernt, an gevearde. [13.] Welich hie burger sind, si sin von den edeln oder von der gemeind, was die eigner lu't hie habent, die sullen si erben und vallen, als si das von alter har bracht habent. [14.] Wir ornen und setzen ouch, wer hie ze Schafhusen unser stat haltet, der mag umb all sach geleitt geben, denn umb acht, umb roub, umb brant und umb todvecht nicht. [15.] Ouch wellen wir und gebieten ernstlich bi unsern hulden, daz yetwederer teil in der vorgenanten stat ze Schafhusen dise obgenante ordnung und gesetzt steat halte und volfuer untz an uns, und daz niemant under in die vorgenanten stoezz und ufleauff eafer oder wider anheb in dheinem weg, wan wir wellen, daz die geantzlich bericht und versuenet sien. [16.] Ob sich daruber dhein misshel oder krieg under yemant erhuebe, den sullen die andern all understan getru'lich und vestiklich, als si yermer best kunnen und mu'gen, an alles geveard. [17.] Ob fu'rbazz icht ufleauf oder stoezz ufstuenden, so sol meniklich, riche und arme, zuo dem, der unser stat haltet, louffen und im geholffen sin, ze wenden dem gebresten, darumb denn der uflouf ist. Wer des nicht teat, der wear uns lib und guot vervallen an gnad. [18.] Wer ouch einen uflouf machte oder sin helfent oder ratent wear und das nicht werti oder wanti, uf wen das kuntlich wurd und sich mit warheit erfunde, der wear ouch umb lib und guot vervallen, an gnad.
[19.] Wenn ouch der hochgeborn fu'rst herzog Albrecht, unser lieber bruoder, wir oder unser erben, die obgenante statt ze Schafhusen, die von dem heiligen Romischen rich unser phand ist, ze loesen geaben, so wearen die edeln lu't, burger und inseazzen da selbs ze Schafhusen nicht mer gebunden, die vorgenante ordnung und gesetzt ze halten, si wolten es denn gern tuon. Doch haben wir demselben unserm bruoder, uns und unsern erben vorbehebt und usgenomen, daz wir die egenante ordnung und gesetzt, alle die wil wir die stat ze Schafhusen innhaben, mu'gen verkeren, meren, mynnern und lu'tern, wie und in welher wise uns das guot dunket und des ze rat werden. Aber unser lantvogt, wer der ist, hat nicht gewalt, die egenante ordnung an dheinen stuken ze verkeren, noch ze eandern, wir moechten denn selber darzuo nicht muozz gehaben, und emphulhen es einem lantvogt mit unsern offnen briefen.
Und des ze urkund hiezzen wir unser grozz insigel henken an disen brief, der geben ist ze Schafhusen, an suntag nach sand Ulrichs tag, nach Kristes gepurde drutzehen hundert iar, dar nach in dem fu'nf und sibentzigistem jare.
dominus dux in consilio